Hinter jeder großen Strickerin ruht ein riesiger Haufen Garn …
Auf dem Boden liegen zwölf Bücher.
Ich habe die Seiten mit der Rohstofflehre aufgeschlagen.
Mein Mann rauft sich die Haare. „Es kann doch nicht so schwer sein, das richtige Garn zu kaufen“. Er schaut mich mit fragenden Augen an und öffnet den Internetbrowser. „Ein ganzer Shop voller Wolle. Bitte schön.“ Ein Lächeln entspannt sein Gesicht. „Schau mal, Schatz. Das schöne, leuchtende Rot.“ Er deutet mit der Maus auf eine gefärbte Baumwolle.
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Ich tauche aus meinem Bücherberg auf und lege meinen linken Arm um seine Schultern. „Ich möchte ein Kleid stricken, in das ich ein Lochmuster einarbeiten werde. Dazu muss ich das richtige Garn kaufen: nicht zu dick, wenig flauschig. Erinnerst du dich noch an den Baumwollpulli von letztem Jahr? Ich hatte Hautausschlag, weil ich die Farbe nicht vertragen habe.“
Mein Mann lehnt sich im Stuhl zurück.
„Das Garn muss glänzend sein und darf nicht einlaufen, wenn es nass wird.“ Ich nehme Fahrt auf. „Es soll beim Waschen natürlich nicht filzen: Und fusseln darf das Material auch nicht.“ Ich übersehe, wie er zu einer Antwort ansetzt und erkläre stattdessen: „Außerdem ist es wichtig, dass für die Faser keine Tiere leiden mussten und es muss natürlich umweltverträglich sein.“ Ich hole Luft.
„Klingt so“, nutzt er meine Atempause, „als müsse so eine Faser erst erfunden werden.“
Keineswegs.
Es gibt sie.
Die ultimative Faser für jeden Einsatz. Hier findest du sie.
Ärmel hoch: an die Nadeln, fertig, los!
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Fasern - ein Überblick
Wenn du Garn kaufen willst, musst du Fasern einschätzen können. Was du dazu brauchst, habe ich in der Übersicht zu Herkunft, Eigenschaften und Anwendung der heute gebräuchlichen Rohstoffe zusammengetragen:
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Natur- und Kunstfasern. Zu den Naturfasern zählen pflanzliche sowie tierische Fasern. Kunstfasern werden chemisch hergestellt.
Garn kaufen aus Naturfasern
Bis vor circa einhundert Jahren verwendete man ausschließlich Naturfasern, zum Beispiel Baumwolle, Seide oder Schafwolle. Heute hingegen nimmt die Bedeutung an synthetischen Stoffen in der Textilwirtschaft ständig zu.
Garn kaufen aus Pflanzenfasern
Pflanzenfasern sind atmungsaktiv und können Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen. Außerdem lösen sie weniger Allergien aus als tierische Fasern. Dafür isolieren sie nicht so gut.
Samenfasern
Samenfasern werden aus den Samenhaaren der Pflanzen gewonnen und deshalb auch Samenfasern genannt.
1. Baumwolle (CO)
Baumwolle (Gossypium) gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae).
Wilde Baumwollsträucher sind mehrjährig.
Die von Menschen angebauten Kulturpflanzen werden allerdings jedes Jahr gesät und acht Monate später geerntet.
Es existieren verschiedene Arten, die sich in Aussehen, Form und Länge der Fasern klar voneinander unterscheiden.
Baumwollfasern sind dicht, leicht und saugfähig, allerdings weniger elastisch als Wolle. Aus diesem Grund werden sie oft mit anderen Fasern wie Nylon gemischt.
Die Textur reicht von rau bis glänzend.
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Es gibt verschiedene Arten von Baumwollfasern auf dem Markt, die du kennen solltest. Wenn du Garn kaufen willst, um Designs aus Baumwolle zu stricken, kann die Qualität entscheidend sein:
Sie gilt als Königin der Baumwollsorten und macht etwa 4 % der Baumwollproduktion aus. Ihre Faserlänge beträgt mindestens 27 – 34 mm bei Langstapelqualität bzw. 35 – 60 mm bei der Luxusqualität ELS (Extra Lang Stapel). Damit liefert sie Premiumqualität, die an Namen wie Pima (Peru), Supima (USA), Giza (Ägypten) oder Sea Island Cotton (Barbados) zu erkennen ist.
Pima
ist eine Kreuzung aus ägyptischer und amerikanischer Baumwolle. Ihre extra langstapeligen Fasern (>35 mm) machen Pima-Baumwolle sehr weich und zugleich robust. Im Ergebnis entstehen edle Stücke, die strapazierfähig gegen Ausfransen, Reißen, Faltenbildung und Verblassen sind. Garn aus 100 % Pima-Baumwolle kannst du bei Lamana unter dem Namen ICA kaufen.
Supima
ist der eingetragene Markenname für 100 % Pima-Baumwolle aus den USA. Sie gilt als eine der edelsten Baumwollsorten der Welt. Ihr Anbau ist auf die USA beschränkt, daher liegt ihr weltweiter Marktanteil bei unter 1 %. Verarbeitet wird sie beispielsweise zu Mode aus dem Luxussegment, etwa Cardigans, T-Shirts, Tops, Oberhemden, Polohemden. Strickgarn ist nicht erhältlich.
Giza
Ägyptische Giza-Baumwolle hat die längste Faser und ist im Vergleich zu anderen ägyptischen Sorten glatter, weicher und glänzender. Je länger die Baumwollfaser, desto luxuriöser das Endprodukt und der Preis der Wolle. Giza 45, Giza 70, Giza 87 und Giza 88 werden als ELS-Baumwolle (Extra Lang Stapel) bezeichnet. Ihre Faserlänge beträgt mindestens 35 mm bis zu 50 mm. Kleidung aus Giza-ELS-Fasern ist im oberen Preissegment zu finden.
Giza 80, Giza, 85, Giza 86, Giza 89 und Giza 90 sind ebenfalls ägyptische Baumwollsorten, deren Fasern aber unter 35 mm lang und gröber sind.
Sea Island
Mit 0,004 % Anteil an der weltweiten Baumwollproduktion gehört die in Barbados, Jamaika und Antigua angebaute Pflanze zur seltensten Sorte der Erde. Fertige Stoffe aus Sea Island Wolle werden beispielsweise für Maßhemden verwendet und erinnern an matte Seide. Neben ihrer extra langen und vor allen Dingen gleichmäßigen Stapellänge bietet sie hohe Festigkeit und immense Farbhelligkeit. Garn kaufen aus Sea Island Wolle kannst du am besten in deinem Wollgeschäft vor Ort.
Hochlandbaumwolle macht etwa 90 % der Weltproduktion aus. Ihre Faserlänge liegt zwischen 20 und 30 mm. Damit liefert sie eine mittlere Qualität, aus der ein Drittel aller Textilien weltweit gefertigt werden.
Fischerwolle bietet als Strickgarn „Amazonas“ an.
Die Faser der asiatischen Kurzstapel-Baumwolle beträgt 15 bis 25 mm. Als kurze, grobe Faser hat sie nur eine geringe Qualität und wird in sehr preiswerter Mainstream-Kleidung verarbeitet, die oft mit synthetischen Mischungen angereichert ist.
Wenn du Garn kaufen möchtest, um das Stricken mit Baumwolle erst einmal auszuprobieren, findest du gelegentlich Angebote dieser Qualität als Baumwollgarne bei Aldi Süd.
Chemische Dünger und Pestizide sind beim Anbau verboten. Außerdem wird sie abwechselnd mit anderen Pflanzenarten gesät. Das führt zu mehr Schutz für Böden und Menschen sowie zu deutlich weniger Wasserverbrauch.
Weiterhin wird Spritzmitteleinsatz durch die Aussaat anderen Pflanzenarten vermieden, wie etwa der Sonnenblume. Diese locken die Hauptschädlinge der Baumwolle an und sorgen dafür, dass die Baumwollpflanze ohne Schädlingsbefall wachsen kann.
Bio-Baumwolle wird von Hand geerntet. Aus diesem Grund entfallen chemische Entlaubungsmittel, die eine maschinelle Ernte erleichtern. Durch die arbeitsintensive Handarbeit entstehen höhere Arbeitskosten. Es wundert daher nicht, dass Bio-Baumwolle hauptsächlichen aus Ländern mit niedriger Lohnstruktur stammt.
Blusen, Tops, Jeans, T-Shirts, Sweater, Sweatshirts, Leggins und Jacken sind einige Beispiele für Kleidungsstücke, die aus Bio-Baumwolle hergestellt werden.
wollen berlin bietet eine große Palette an Bio-Baumwollgarn des portugiesischen Herstellers Rosarios 4 an, wenn du Garn kaufen möchtest, das BIO-Standards genügt.
Unter merzerisierter Baumwolle versteht man Fasern, die chemisch behandelt wurden, um sie zu veredeln. Dabei verleiht Merzerisation dem Garn mehr Glanz und Festigkeit. Auch lässt sich merzerisierte Baumwolle besser färben und ist widerstandsfähiger gegen Schimmel. Allerdings fusselt sie häufiger.
Bei der Merzerisation wird die Faser in eine Natriumhydroxid-Lösung getränkt und anschließend in einem Säurebad neutralisiert. Dies gelingt am besten mit langen Fasern. Merzerisiertes Garn kaufen solltest du, um feine Häkelwaren zu produzieren.
2. Kapok (KP)
Der Kapokbaum (Ceiba pentandra) wächst überall in den Tropen. In Afrika und Asien wird er seit einigen Jahren als Nutzbaum gezüchtet. Im Inneren seiner Früchte beherbergt er helle Hohlfasern, die zu 80 % aus Luft bestehen. Sie erinnern an Daunen. Deshalb heißen sie auch Pflanzendaunen.
Kapokfasern umgibt eine Schutzschicht aus Wachs. Dadurch sind sie jedoch nur schwer verspinnbar. Im Jahr 2004 gelang es der Firma Gebrüder Otto aus Baden-Württemberg als erste, Kapok in einer Mischung mit Baumwolle zu verspinnen.
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Kapokfasern sind durch ihre Schutzschicht aus Wachs wasserabweisend und schwimmfähig. Als leichteste Naturfaser der Welt liegt sie angenehm kühlend auf der Haut.
Kapok eignet sich sehr gut zum Ausstopfen von Teddybären, Puppen, Häschen oder zum Befüllen von Kissen.
Hier kannst du Garn kaufen aus 85 % Baumwolle mit 15 % Kapokanteil, das sich gut verarbeiten lässt.
Stängelfasern
Wie der Name schon sagt, gewinnt man Stängelfasern aus den Pflanzenstängeln, also dem Gewebe unter der Holzschicht. Die Pflanzen sind dünn und hochgewachsen. Um im Wind nicht abzuknicken, stabilisiert sich die Pflanze mit Fasern. Diese stützen sie, da sie im Gegensatz zur äußeren Holzschicht sehr flexibel sind. Bei manchen Pflanzen können die Fasern einfach vom Holz abgezogen werden. Für alle Stängelfasern gilt jedoch: Damit sie versponnen werden können, sind aufwendige Bearbeitungsschritte nötig.
3. Leinen (LI)
Leinen (Linum usitatissimum) ist eine Bastfaser, die aus dem Stängel der Flachspflanze entsteht. Dazu wird die gesamte Pflanze aus dem Boden entnommen und entweder durch chemische oder natürliche Röste von nicht faserigem Material befreit.
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Die Leinfaser besitzt hygienische Eigenschaften, ist strapazierfähig und fusselfrei, knittert aber leicht.
Da die Faser beim Waschen häufig einläuft, sollte das Messen einer Maschenprobe erst nach dem Waschen erfolgen.
Wenn du dieses Garn kaufen möchtest, denk daran, dass Leinen sehr wenig Dehnung hat. Es ist deshalb für Spitzenmuster ideal. Für Rippenmuster oder glatt rechts gestrickte Projekte eignet es sich eher nicht. Außerdem kann Leinen auf der Nadel rutschen, was du durch den Einsatz von Bambus- oder Holzstricknadeln reduzieren kannst.
4. Hanf (HA)
Hanfgewächse (Cannabis sativa) zählen zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Die Fasern werden aus den dicken Stängeln der Pflanze mittels Wasserröste hergestellt.
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Hanf wärmt im Winter und kühlt im Sommer. Kleidung aus Hanf wirkt sowohl leicht als auch entspannend auf der Haut. Sie ist sehr fest und verwäscht nur wenig. Levi’s erste Jeans (1870) war aus Hanf.
Hanfkleidung (T-Shirts, Hemden, Jeans, Arbeitskleidung) findest du zum Beispiel in Fair-Fashion-Shops, zum Stricken gibst du am besten Canapa ins Google-Suchfeld ein.
5. Jute (JU)
Die Corchorus-Pflanze gehört zu den Malvengewächsen und gedeiht in allen subtropischen und tropischen Zonen.
Corchorus capsularis (Rundkapsel/Weiße Jute) und Corchorus olitorius (Langkapsel/Tossa Jute) sind die bekanntesten Arten, die zur Weiterverarbeitung von Textilien angebaut werden – hauptsächlich in Indien und Pakistan.
Im richtigen Klima benötigen Jutepflanzen kaum Dünger oder Pestizide.
Auch Jute ist eine Bastfaser und entsteht mittels Röste aus dem Stängel der Pflanze. Ihren Spitznamen „Goldene Faser“ verdankt sie dem goldenen Schimmer.
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Jutefasern sind sehr fest und dehnen sich kaum. Wer schon einmal eine Jutetasche eingeräumt hat, weiß, wie wenig sich die Faser ausbeult. Des Weiteren wirkt Jute wärmeisolierend. Das ist besonders angenehm ist, wenn du sie als Yoga- oder Pilatesmatte verwendest. In neuster Zeit setzen Unternehmen auf recycelte Jute als Dämmmaterial, da es sowohl Wärme als auch Schall isoliert.
Jute gibt es in vielen leuchtenden Farben, da sich die Faser problemlos färben lässt. Als Naturfaser ist sie zu 100 % biologisch abbaubar. Sie verleiht Textilien bzw. Dekoartikeln ein robustes Aussehen.
Materialien aus Jute solltest du mit möglichst wenig Wasser und ohne Waschmittel reinigen, da die Faser empfindlich auf Säuren und Wasser reagiert.
Anwendung
Die Jutefaser wird zu strapazierfähigen Garnen versponnen, aus denen zum Beispiel Untersetzer, Putzschwämmchen, Topflappen und Ähnliches entstehen können.
Das mit Sicherheit bekannteste Textil brachte GEPA 1978 auf den Markt. Mit dem Slogan „Jute statt Plastik“ führte das Fair-Trade-Unternehmen einen Jutebeutel in den Markt ein. GEPA stieß damit eine Bewegung an, die bis heute die Wegwurfmentalität unserer Gesellschaft kritisiert.
Körbe, Läufer, Fußmatten und Teppiche verschönern unsere Wohnungen, während lässige Espadrilles für hohen Tragekomfort sorgen.
Und selbstverständlich kennen wir alle Säcke aus Jute, in denen Kakao- oder Kaffeebohnen transportiert werden.
Mit Jutegarn lassen sich Heimtextilien oder Dekoartikel häkeln. Zum Stricken ist es kaum geeignet.
6. Ramie (RA)
Ramie (Boehmeria nivea) gehört zu den Nesselgewächsen. Die Faser ist auch als Chinagras, chinesische oder indische Nessel bekannt. Obwohl sie mit der großen Brennnessel verwandt ist, besitzt Ramie keine Brennhaare. Haupterzeugerland der Pflanze ist China.
Wie bei allen Bastfasern befinden sich auch bei Ramie die geeigneten Faserbündel in der Rindenschicht der Pflanze. Dabei erfolgt das Herauslösen der Rohfaser aus der Holzrinde (Dekortieren) sofort nach der Ernte durch Handarbeit.
Die entrindete Faser wird als Chinagras vermarktet. Sie enthält allerdings noch viele wasserunlösliche Klebemittel zwischen den einzelnen Fasern, die nur auf chemischem Weg mittels Laugen entfernt werden können. Erst, wenn dieser Arbeitsschritt vollzogen ist, kann die Faser versponnen werden. Er wird als Degummierung bezeichnet.
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Ramie ähnelt Leinen, ist allerdings zwei bis dreimal so fest. Die Faser ist wenig elastisch und eignet sich ausgezeichnet für Batist: glatt, glänzend, hochwertig. Sie ist sowohl kochfest als auch lichtbeständig. Außerdem trotzt sie Luft und Wasser.
Willst du reine Ramiefaser als Garn kaufen, wird es schwierig. Du findest sie sortenrein hauptsächlich in Stoffen für Blusen, Nachthemden, Gardinen oder Ähnlichem.
Viel häufiger kommt Ramie als Beimischung in Woll- bzw. Baumwollgarnen vor. In der Kombination mit Wolle erhältst du ein sehr festes Garn, das sonst nur durch Zusatz chemischer Fasern entsteht. Außerdem verringert die Zugabe von Ramie ein Schrumpfen der Wollfasern.
Blattfasern
stammen aus den Blättern bzw. Blattscheiden meist tropischer Gewächse. Die langen Fasern sind häufig sehr hart und werden deswegen auch als Hartfasern bezeichnet.
7. Sisal (SI)
Die Sisal-Agave (Agave sisalana) ist in tropischen und subtropischen Gebieten zu Hause. Sie wird hauptsächlich in Brasilien und Tansania angebaut.
Sisalfasern zählen zu den Blattfasern, da sie aus den Blättern der Sisal-Agave gewonnen werden.
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Die Eigenschaften der Faser kommen vor allen Dingen Matratzenfüllungen zugute. Die Faser nimmt Feuchtigkeit sehr gut auf und gibt diese schnell an die Umgebung ab: ideal für Menschen, die nachts viel schwitzen. Viele kleine Luftpolster im Sisal-Gewebe sorgen außerdem für gute Wärmeisolation. Sisal besitzt damit eine natürliche Klimaregulierung.
Sisal-Fasern sind außergewöhnlich robust, zugfest, strapazierfähig und Schmutz abweisend. Das macht sie zu einem idealen Material für Bodenbeläge, aber auch für selbst gefertigte Heimtextilien. Als reines Naturprodukt ist Sisal vollständig recyclingfähig. Hinzu kommt ihre leichte Färbbarkeit.
Sisalfasern eignen sich gut zum Umwickeln von Katzenkratzbäumen, als Ausstattung von Haustiergehegen, zum Dekorieren, Basteln, Befestigen, Zusammenbinden, Festbinden, Anbinden und Hochbinden. Man findet sie in Matratzen, Bodenbelägen, Tauen, Seilen, ja sogar als Poliermittel.
Allerdings lassen sich auch Küchenschwämme bzw. selbst gefertigte Putztücher aus Sisal stricken. Wenn du beim Garn kaufen auf die Umwelt achten möchtest, ist diese Faser eine nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Schwamm, der nicht recycelt werden kann.
8. Manila (AB)
Manilahanf (Musa textilis) oder Bananenhanf entsteht aus den großen Bananenblättern der Abaca-Pflanze, die auch als Weber Banane bezeichnet wird.
Wie Sisal gehört Manilahanf zu den Hartfasern.
Er ist mit Hanf weder verwandt noch verschwägert und sollte mit diesem nicht verwechselt werden.
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Manilahanf ist leicht, doppelt so reißfest wie Sisal und außerdem wetter- und wasserbeständig. Allerdings lässt er sich nur schwer spinnen.
Durch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser eignet sich Manilahanf vor allem zur Herstellung von Schiffstauen und Fischnetzen. Außerdem werden aus ihm Seile, Hängematten, Möbelbezüge, Bindfäden, Schnüre, Panamahüte, Teppiche, feiner Karton und hochwertiges Papier produziert.
Strickgarn wird aus dieser Faser nicht hergestellt. Eine Suche nach Manila, um sie als Garn kaufen zu können, lohnt sich also nicht.
9. Halfagras (AL)
Die Alfafaser (Stipa tenacissima) wird aus den Blättern der Espartopflanze hergestellt, die auch Halfagras genannt wird. Sie kommt in Spanien, den Balearen, Libyen, Marokko, Algerien und Tunesien in Steppen, auf Weideland und in offenen Kiefernwäldern vor.
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Halfagras nimmt wenig Wasser auf, hält hohe Zugbelastung aus, widersteht Sonne, Salz und Wasser. Bei Feuchtigkeit dehnt sich die Faser aus. Durch seine feste, aber trotzdem flexible Struktur ist Halfagras zum Zwirnen, Garnen sowie Verdrillen geeignet. Es ist daher ideal für Taue, an denen ständig ein Boot oder Schiff zerrt. Zudem verbringen Taue viel Zeit im Salzwasser – bei jeder Temperatur.
Als Hartfaser eignet sich Alfa ausgezeichnet für Flechtarbeiten (Hüte, Schuhe, Taschen, Matten) oder Taue und Seile. In England und Schottland wird die Faser zu hochwertigem Papier verarbeitet. Als Strickgarn ist es ungeeignet. Deshalb kannst du es nicht als Garn kaufen.
Fruchtfasern
Fruchtfasern werden aus der Fruchthülle der Pflanze gewonnen. Die eigentliche Faser wird dabei aus der Faserschicht unreifer Früchte hergestellt. Die jungen Faserbündel sind noch biegsam genug sind, um versponnen zu werden:
Faserschicht einer unreifen Kokosnuss
Die Fasern älterer Früchte sind holzig und lassen sich nicht mehr verarbeiten:
Faserschicht einer reifen Kokosnuss
10. Kokos (CC)
Kokospalmen (Cocos nucifera) mögen es warm. Sie wachsen bevorzugt am Wasser. Aus diesem Grund gedeihen sie in den inneren Tropen bis zu den Wendekreisen.
Die meisten Kokosfasern kommen aus Südostasien: Sri Lanka, Indien, Indonesien, Philippinen und Thailand. Danach folgen Südamerika (Brasilien) und Afrika (Elfenbeinküste).
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Kokosfasern sind abriebfest und sehr langlebig. Selbst wenn sie monatelangem Regen und Wind ausgesetzt sind, zersetzen sie sich nicht. Sie isolieren gut, schlucken Schall und sind nur schwer entflammbar. Außerdem sind sie extrem dehnbar.
Im Gegensatz zu Leinen oder Chinagras verformt Kokos sich schneller, was an der geringeren Zugfestigkeit liegt.
Kokosfasern sind traditionell in Heimtextilien wie Matten, Teppichen, Wandverkleidungen zu finden.
Fasern älterer Früchte kommen als Füllmaterial für Matratzen und Polster oder zur Wärmedämmung zum Einsatz.
Seit einigen Jahren experimentieren verschiedene Hersteller mit Kokos als Beimischung für Sportkleidung, um Kühl-, Wärme- und Schutzeffekte damit zu erzielen.
Zum Stricken und Häkeln taugt die Faser nicht. Deshalb kannst du sie nicht als Garn kaufen.
Garn kaufen aus tierischen Fasern
Tierische Fasern isolieren ausgezeichnet und halten somit schön warm. Deshalb gelten sie als das beste Material zum Stricken von Winterkleidung und Accessoires. Allerdings können tierische Fasern filzen, manche sind anfällig für Motten, andere lassen sich nicht färben oder sind wenig strapazierfähig.
Schaf
Bei Wolle handelt es sich um einen Oberbegriff für Strickgarne aus tierischen Fasern.
Schurwolle oder Reißwolle
Das Schaffell darf nur dann als Schurwolle bezeichnet werden, wenn es von lebenden Tieren stammt, die Wolle also durch eine Schafschur entstand. Wolle aus Alttextilien, von geschlachteten oder verendeten Tieren, wird als Reißwolle bezeichnet.
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Das Textilkennzeichnungsgesetz definiert Wolle so:
„In den Faserkatalog ist die Bezeichnung Wolle aufgenommen und darf für Fasern vom Fell des Schafes und auch für Mischungen von Wolle mit feinen Tierhaaren verwendet werden, wie zum Beispiel „Alpaka“, „Lama“, und zwar mit oder ohne zusätzliche Bezeichnung „Wolle“ oder „Haare“.
Da unter den Begriff „Wolle“ auch Reißwolle fällt, hat der Verbraucher nur bei der Bezeichnung „Schurwolle“ die Gewähr, dass in dem betreffenden Teil Fasern vom Fell des Schafes oder feine Tierhaare verarbeitet wurden, die noch nicht in einem Fertigerzeugnis enthalten waren und keinem anderen als dem zur Herstellung des Erzeugnisses erforderlichen Spinn- oder Filzprozess unterlegen haben. Außerdem war das Material keiner faserschädigenden Behandlung oder Benutzung ausgesetzt, das heißt keine Verarbeitung von Reißwolle.
Der Begriff „Schurwolle“ deckt sich im Wesentlichen mit den Bedingungen, die das Internationale Wollsekretariat für die Vergabe des Wollsiegels voraussetzt. Wenn die Bezeichnung „Schurwolle“ bei Fasergemischen verwendet wird, ist ein Mindestanteil an Schurwolle von 25 % vom Gewicht des Gemisches Voraussetzung. Außerdem darf die Schurwolle im Falle eines mechanisch nicht trennbaren Gemisches nur mit einer einzigen anderen Faser vermischt sein, und die prozentuale Zusammensetzung ist vollständig anzugeben.
Diese Richtlinien gelten zur Erleichterung des Nachweises von Schurwolle. Besteht der Wollanteil eines Artikels teils aus gewöhnlicher Wolle (zum Beispiel Reißwolle), darf für den gesamten Wollanteil (das heißt, einschließlich der Schurwolle) nur die Bezeichnung „Wolle“ gelten.“
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Wollqualitäten
Wenn du Garn kaufen gehst, achte darauf, dass du die Qualität von Wolle in den Produktbeschreibungen der Hersteller ablesen kannst:
11. Merino (WO) – Feinwolle
In den 1790er Jahren betraten die ersten 26 Merinoschafe (Ovis aries) nach einer langen Seereise ab Kapstadt australischen Boden.
Seitdem haben sich die Schafe stark vermehrt, sodass heute ca. 71 Millionen Schafe (Quelle: Wollsiegel (AWI)) in Down Under leben.
Australien ist somit der größte Lieferant von Merinowolle weltweit, gefolgt von Neuseeland, Südamerika und Südafrika.
Ein Begriff taucht im Zusammenhang mit Merinowolle immer wieder auf – Mulesing. Die Tierschutzorganisation Peta beschreibt diesen Vorgang so: „Beim sogenannten Mulesing schneiden australische Schafzüchter jungen Merinolämmern große Haut- und Fleischstücke vom Hinterteil, um einen Fliegenbefall zu verhindern. Diese äußerst schmerzvolle und blutige Prozedur wird gänzlich ohne Betäubungs- oder Schmerzmittel durchgeführt, was für die Tiere unbeschreibliches Leid bedeutet.“
Diese Praktik findet sich vor allen Dingen in Australien. Da fast 90 Prozent der gesamten Merinowolle vom fünften Kontinent stammen, existieren hier Großfarmen, die es mit dem Tierschutz nicht allzu genau nehmen. Was aber nicht heißt, dass es auch in Australien Betriebe gibt, die tierleidfrei produzieren.
In Südamerika und Südafrika kommt der Fliegenbefall klimatisch bedingt nicht vor, in Neuseeland ist Mulesing per Gesetz verboten.
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Merinowolle ist stark gekräuselt und sehr fein. Die Faser kratzt nicht und verfügt über einen natürlichen Lichtschutzfaktor. Sie glänzt leicht und ist sehr elastisch. Merinowolle gibt es in vielen Farben, die ursprüngliche Faser ist jedoch meistens weiß, beige, naturbraun oder braun meliert.
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Strickwaren aus Merino wie Pullover, Jacken, Strümpfe, Socken, Schals etc. sind angenehm weich und leicht auf der Haut.
Hersteller wie Schoppel oder Schachenmayr bieten Merinowolle ohne Mulesing an. Hier kannst du mit gutem Gewissen Garn kaufen.
12. Cheviot (WO) – Grobwolle
Namensgeber dieser Wolle sind die Cheviot Hills, einem Grenzgebiet zwischen Südschottland und dem äußersten Norden Englands.
Die hier lebenden Shetland-Schafe sind Bergschafe, deren Fell wenig gekräuselt und grob ist.
Da diese Schafrasse anspruchslos und widerstandsfähig ist, wird sie inzwischen weltweit gezüchtet.
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Cheviotwolle ist eine langfaserige, ungelockte und schlichte Wolle, die auch als Grob- oder Schlichtwolle bezeichnet wird. Sie ist extrem strapazierfähig. Aus diesem Grund wird sie zu Teppichen, Möbelstoffen oder Arbeitskleidung verarbeitet. Da die Faser schwer entflammbar ist, eignet sie sich gut für spezielle Berufskleidung (etwa für die Feuerwehr).
Als Handstrickgarn ist Cheviotwolle kaum geeignet. Allerdings kommt die Bezeichnung „Cheviot“ mittlerweile auch im Bekleidungssektor vor, womit jedoch Garne aus Crossbred-Wolle oder Produkte aus Zell- und Reißwolle gemeint sind.
13. Crossbred (WO) – Mittelwolle
Die Crossbred-Schafrassen sind eine Kreuzung aus Merinos und englischen Bergschafen. Ein Beispiel für eine so gezüchtete Rasse sind Corriedales.
Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts dominierten Merinoschafe Neuseeland, die trockene Graslandschaften oder satte Weidengegenden bevorzugten. Neuseelands Böden liegen aber zwischen diesen Landbeschaffenheiten. Deshalb begann man um 1880 mit der Zucht der Corriedales, einer Kreuzung aus Merinos und Lincoln-Schafen.
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Crossbred-Wolle ist eine Mischwolle, die im Vergleich zur Merinowolle weniger weich und nicht so stark gekräuselt ist. Deshalb ist sie mittellang und mittelstark. Sie nimmt Feuchtigkeit sehr gut auf, knittert kaum, gilt als strapazierfähig und dehnbar.
Wolle von Corriedales ist ideal für sportliche und strapazierfähige Bekleidung. Zum Stricken kannst du hier Garn kaufen.
Kamelhaar
Kamelhaare sind Edelhaare und deshalb besonders hochwertig. Im Gegensatz dazu gehört Schafwolle nicht zu den Edelhaaren.
Es gibt Neuwelt- und Altweltkamele. Allerdings sind die Neuweltkameliden gar nicht neu. Bis vor etwa 3,5 Millionen Jahren lebten sie in Nordamerika. Dann wanderten sie aus. Während ein Treck über die damals noch als Landbrücke begehbare Beringstraße zog, verschlug es einen anderen Teil über die Panama-Landbrücke ins Andenhochland nach Südamerika.
Der Teil der Tiere, die nach Asien und Nordafrika zogen, entwickelten sich zum zweihöckrigen Trampeltier und zum einhöckrigen Dromedar. Die anderen fristen ihr Dasein ohne Höcker.
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Zu den Neuweltkamelen ohne Höcker, die in der „Neuen Welt“ (Südamerika) leben, gehören:
Zu den Altweltkamelen mit Höcker, die in der „Alten Welt“ (Asien und Afrika) ansässig sind, gehören:
14. Alpaka (WP)
Alpaka (Vicugna pacos) gilt neben Seide und Kaschmir als kostbarstes Gewebe der Welt. In Südamerika nennt man es daher auch „Vlies der Götter“.
Obwohl Alpaka oft als Wolle bezeichnet wird, handelt es sich streng genommen um ein Edelhaar, das von den gleichnamigen Neuweltkamelen (Lama pacos) aus den südamerikanischen Anden stammt. Sie haben keine Höcker, sind kleinwüchsig und unterteilen sich in Huacayas und Suris.
Während beim Huacaya die Fasern senkrecht zum Körper wachen, scheitelt sich das Vlies der Suris auf dem Rücken und fällt in langen Büscheln am Körper herab. Die Huacayas erinnern damit eher an plüschige Teddys, die Suris an lässige Rockstars. Huacayas werden jährlich geschoren, Suris nur alle zwei Jahre.
Nach jahrelangem Stillstand steigt der Bedarf an Alpakafasern allmählich wieder an. Gründe dafür sind ein steigendes Gesundheitsbewusstsein und der Wunsch nach unbelasteter, natürlicher Kleidung.
Alpakas werden in 22 natürlichen Hauptfarbtönen gezüchtet. Im Durchschnitt liefert ein Alpaka drei Kilogramm Fasern mit einer Länge von acht bis 15 cm pro Jahr.
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Fünf Eigenschaften machen den besonderen Wert der Faser aus:
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Der Handel unterscheidet folgende Qualitätsklassen:
Qualitätsklasse | Mikron | mm |
Baby Royal | unter 20,0 | 0,02 |
Baby Alpaka | 20,1 – 23,0 | 0,0201 – 0,023 |
Superfine | 23,1 – 26,9 | 0,0231 – 0,0269 |
Medium | 27,0 – 30,9 | 0,027 – 0,0309 |
Strong | 31,0 – 35,9 | 0,031 – 0,0359 |
Coarse | 36,0 & stärker | 0,036 |
Stoffe aus Alpakafasern sind sehr leicht, dünn und fließend. Im Gegensatz zu Wolle kribbeln sie nicht auf der Haut.
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Typische Produkte aus Alpaka sind Socken, Schals, Pullover oder Decken. Zum Stricken kannst du hier schöne Garne kaufen - ein Traum aus Alpakafasern direkt vom Erzeuger.
15. Vikunja (WG)
Während Alpakas Haustiere sind, leben Vikunjas (Vicugna vicugna) in freier Wildbahn auf grasbewachsenen Hochebenen im Gebirge der Anden Ecuadors, Perus, Boliviens, Argentiniens und Chiles. Heutige DNA-Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass Alpakas vom Vikunja abstammen.
Auch Vikunjas leben in Höhen von 3000 bis 5000 Metern, wo es im Sommer sehr heiß und im Winter extrem kalt ist. Um diesen Wetterbedingungen zu trotzen, besitzen die Tiere sehr dichtes Fell.
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Die Haare des Vikunjas zählen zu den feinsten, weichsten und seltensten der Tierwelt. Das macht sie begehrt – und teuer. „Zu Weihnachten 2010 bot das Modeunternehmen Falke Pullover aus Vikunjawolle für rund 2400 Euro an und Strümpfe für 860 Euro das Paar. Aus der Vikunjawolle werden außerdem Stoffe gewebt, die zu teurer und exklusiver Maßkleidung [Anm. wie etwa Mänteln] verarbeitet werden.“ (Quelle: Wikipedia)
Vikunja-Strickgarn ist so rar, dass es in manchen Jahren nur eine streng nummerierte Anzahl Knäuels gibt. Pascuali ist einer der wenigen Anbieter, bei dem du dieses seltene Garn kaufen kannst.
16. Guanako (WU)
Das Guanako (Lama guanicoe) lebt wie das Vikunja in Freiheit. Es bewohnt Hochgebirge auf über 4000 Metern Höhe, aber auch Tiefebenen auf Meeresniveau.
Im Gegensatz zum Vikunja kommt es in Grasländern, Halbwüsten, Buschsteppen und Waldungen vor. Auf einer Strecke von über 8.000 Kilometern von Ecuador bis Feuerland leben Guanakos mal sesshaft, mal nomadisch in verschiedenen Höhenlagen und Regionen – abhängig vom jeweiligen Nahrungsangebot.
Gegen die klimatischen Bedingungen, denen Guanakos ausgesetzt sind, haben die Tiere dichtes, weiches Fell entwickelt, das auf dem Rücken hellbraun und am Bauch weiß gefärbt ist. Da Guanakos keine Haustiere sind, müssen die in kleinen Familienverbänden lebenden Tiere zunächst zu einer größeren Herde zusammengetrieben werden, um sie zu scheren. Jedes Guanako gibt jährlich zwischen 250 und 400 Gramm Haar ab.
Das fälschlicherweise als Guanakowolle bezeichnete Edelhaar stammt ausschließlich aus dem feinen Unterhaar.
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Die Feinheit und Eigenschaften der Fasern aus Guanakounterhaar entsprechen Kaschmirfasern. Mit einer Faserdicke von 0,01 bis 0,02 mm ist die Faser feiner als Baby Alpaka und gehört damit zu den weichsten Fasern der Welt.
Dieses Material kratzt garantiert nicht auf der Haut. Es saugt Feuchtigkeit sehr gut auf und hält im Winter wohlig warm.
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Doch hat solcher Luxus auch seinen Preis. Zum einen gibt es nur wenige Boutiquen, wie etwa den Alpace Onlineshop, in dem man überhaupt Artikel aus Guanakofasern findet. Zum anderen ist das Angebot stark begrenzt – oft auf maximal zehn Artikel. Für Kunden dieses edlen Stoffs sind Preise von 1000 Euro und mehr für einen Schal keine Besonderheit.
Garn kaufen aus reinem Guanakohaar ist fast unmöglich. Gelegentlich kommt es als Beimischung in Seide und/oder Wolle vor.
17. Lama (WL)
Das Lama (Lama glama) stammt vom Guanako ab. Es lebt als Haus- und Arbeitstier. In Gebirgslagen von bis zu viertausend Metern Höhe lebt es im Andenhochland sowie den Hochebenen Perus, Boliviens, Ecuador, Chiles und Argentiniens. Aber auch im Tiefland, in Küstenregionen, Graslandschaften, Steppen und Halbwüsten ist es zu finden. Den Speiseplan der Lamas bestimmen Kräuter, Gräser, Blätter, Sträucher oder Pilze – je nachdem, wo man ihnen in Südamerika begegnet. Ihr Fell ist enorm dicht und wollig, aber auch sehr fein. Mit einer Faserdichte von 0,022 bis 0,025 mm entspricht es Baby Alpaka.
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Garn aus Lamahaaren ist seidig, glatt und ungemein weich. Lamahaar ist leichter als Schafwolle. Trotzdem wärmt es besser.
Lamas mögen es farbenfroh. Neben weißen, grauen, braunen und schwarzen Tieren tragen manche Lamas auch ein geschecktes bzw. gepunktetes Haarkleid.
Alle ein bis zwei Jahre werden die Herden eingefangen und geschoren. Im Durchschnitt erhält man pro Tier einen Ertrag von einem bis 1,5 Kilogramm pro Jahr, wobei das feinere Unterhaar zu Streich- und Kammgarnen verarbeitet wird.
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Das wohl bekannteste Produkt aus Lamawolle sind Decken. Aber auch Socken, Stirnbänder oder Mützen aus Lamamischfaser garantieren höchsten Tragekomfort. Oft wird der Lamafaser eine andere Faser beigemischt, um mehr Haltbarkeit, Elastizität und Glanz zu erhalten.
Wenn du allerdings deine Kleidung aus 100 % Lamagarn selbst stricken möchtest, kannst du hier das passende Garn kaufen.
18. Kamelhaar (WK)
An welches Tier denkst du, wenn du ein Kamel zeichnen sollst? Genau, an ein Tier mit zwei Höckern. Dieses zweihöckrige Kamel ist genaugenommen ein Trampeltier (Camelus bactrianus). Tiere mit einem Höcker heißen Dromedar (Camelus dromedarius). Ihre Haare sind im Handel kaum zu finden.
Die feine und sehr weiche Kamelwolle stammt vom Unterhaar junger Trampeltiere, die in der Mongolei und in China verbreitetet sind.
Durch die extremen Temperaturschwankungen von bis zu 70 °C in diesen Regionen verfügen sie über ein dichtes Fell mit besonderen Eigenschaften: Das grobe Grannenhaar schützt gegen Regen und Schnee, während die gekräuselten Unterhaare Luftpolster ausbilden, die Wärme ausgezeichnet speichern.
In jedem Frühjahr wirft das Trampeltier sein Fell ab. Bei diesen Fellwechseln landen circa fünf bis sieben Kilogramm Haare pro Tier auf dem Boden, die nur noch eingesammelt und sortiert werden müssen.
Weltweit gibt es etwa 1 Million Tiere.
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Dank der Struktur des Kamelhaars, nimmt jede Hohlfaser bis zu 30 % des Eigengewichts an Feuchtigkeit auf und sorgt für den Abtransport von Schweiß. Dadurch wärmt Kamelhaar im Winter und kühlt im Sommer.
Von sandgelb, hell- und dunkelbraun bis schwarz reichen die Farbschattierungen des Kamelhaares. Es ist an Feinheit mit Kaschmir vergleichbaren, aber dennoch extrem haltbar, ja nahezu unverwüstlich.
Dank ihrer selbstreinigenden Eigenschaften benötigt die Faser nur wenig Pflege. Einfach mal stundenweise an die Luft hängen und das Kleidungsstück riecht wie neu.
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Das mit Abstand bekannteste Produkt aus Kamelhaar sind Decken, die es in Winter- und Sommervarianten gibt. Aufgrund seiner temperaturregulierenden Eigenschaften sind auch Topper für Matratzen, Kissen und Matratzenbezüge erhältlich. Allerdings sind diese Artikel oft nicht aus reinem Kamelhaar, sondern werden als Gemisch mit Schurwolle oder Baumwolle angeboten. Reines Kamelhaar hat seinen Preis.
Kleidung aus Kamelhaar ist zeitlos. Ihren Ursprung nahm sie beim Polo in Indien, wo sie gegen die Kälte getragen wurde. Die Engländer exportierten Spiel und Kleidung und brachten Kamelhaarmode auf die Insel. Kamelhaar ist ein Luxusgut. Aus diesem Grund können Mäntel und Jacken problemlos vierstellige Beträge kosten. Strickjacken und Pullover gibt es sowohl für Damen als auch Herren.
Wenn du jetzt selbst einen Cardigan aus Kamelhaar fertigen möchtest, kannst du hier passendes Garn kaufen.
Ziegenhaar
„Ziegen wurden in etwa zeitgleich mit Schafen vor rund 11.000 Jahren im Vorderen Orient domestiziert und sind somit nach dem Hund, zusammen mit dem Schaf, das älteste von Menschen genutzte Haustier.“ (Quelle: Ein Herz für Tiere.)
Die für die Garnproduktion verwendeten Rassen sind:
19. Kaschmirziegenhaar (WS)
Die Kaschmirziege (Capra hircus) ist auch unter dem Namen Pashmina bekannt. Sie stammt aus dem Himalaya, aus einer Region namens Kaschmir, die sowohl zu Indien als auch zu Pakistan gehört.
Bei Temperaturen bis zu -40 °C im sehr langen sechsmonatigen Winter verlangt das Gebirge Mensch und Tier alles ab. Letzteres bildet eine wertvolle, sehr wärmende Unterwolle aus, um dem Wetter zu trotzen.
Der Anteil von Kaschmir an der weltweiten Wollproduktion liegt bei 0,5 %. Kaschmir gehört damit zu den kostbarsten Materialien, die es gibt. 75 % der edlen Fasern stammen aus der Mongolei. Im Himalaya gibt es keine nennenswerte Produktion mehr. Seit den 1970er Jahren existieren Zuchtfarmen in Australien, Neuseeland, Island und Schottland – in Höhen von über 4.000 Metern oder anders ausgedrückt: In Regionen, in denen es kalt genug ist, damit die Ziege die sehr feine, wärmende Unterwolle entwickeln kann. Kaschmirziegen gibt es in Braun, Schwarz und Grau. Es werden aber hauptsächlich weiße Tiere gezüchtet, da sich ihre Wolle problemlos färben lässt.
Pro Tier erhält der Züchter durch Auskämmen bzw. Scheren zwischen 150 und 200 Gramm Wolle. In Kleidung umgerechnet bedeutet das: Für einen Pullover sind vier bis sechs Ziegen notwendig.
Beachte unbedingt, dass die Tiere unter dem Kämmvorgang leiden. Hierzu werden oft Metallkämme verwendet, die das Haar schmerzhaft rausreißen, anstatt abzuwarten, bis das Unterhaar ausfällt. Es lohnt sich wie immer eine Recherche, woher das Garn stammt.
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Schon Marco Polo will im dreizehnten Jahrhundert in der Mongolei Höhlenmalereien von wilden Ziegen entdeckt haben, die vom Menschen gezähmt wurden. Wen wundert’s. Die Faser wirkt wasserabweisend und besitzt eine gute Wärmedämmung. Genau das Richtige für zugige Höhlen.
Der moderne Mensch schätzt vor allen Dingen eins: das angenehme Tragegefühl. Kaschmir kratzt nicht. Es fühlt sich wohlig weich auf der Haut an. Außerdem knittert es kaum.
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Die erlesene Faser kommt bei Textilien im Hochpreissegment zum Einsatz. Schals, Mützen und Pullover aus Kaschmir strahlen exquisiten Geschmack aus. Kaschmirwolle ist das ideale Garn für Ponchos und Decken, die du auch mal zerdrücken darfst. Bei pascuali kannst du diesen Luxus als Garn kaufen.
20. Angoraziegenhaar (WM)
Die ursprüngliche Herkunft der Angoraziege (Capra hircus angorensis) konnte nie ganz geklärt werden. Ihren Namen verdankt sie jedenfalls der Region um Ankara, dem damaligen Angora, in das die Rasse im 13. Jahrhundert gelangte.
Wann genau die ersten „Tiftiks“ Angora verließen, ist nicht bekannt, wohl aber, dass sie einem amerikanischen Ingenieur für geleistete Dienste geschenkt wurden.
Heute stammen über 50 % der Weltmarktproduktion aus Südafrika, da die kleinen Ziegen mit den langen Hängeohren es trocken mögen und sich in vegetativ armen Gegenden am wohlsten fühlen.
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Das wichtigste Erkennungszeichen von Mohair ist ihr natürlicher Glanz. Nicht umsonst trägt sie den Namen Diamantfaser. Dazu ist sie strapazierfähig und hält im Winter schön warm, während sie im Sommer angenehm leicht auf der Haut wirkt. Die Angoraziege ist eine Verwandte der Kaschmirziege. Beide Fasern sind kuschelig, weich und leicht zu färben.
Mit dem Älterwerden nimmt die Dicke der Haare jeder Angoraziege zu und verliert an Geschmeidigkeit.
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Mohair von ausgewachsenen Ziegen ist oft im textilen Bereich (Stuhlkissen, Plaids, Kissen usw.) zu finden, während die feinen Haare der Jungtiere, das sogenannte Kid Mohair, bei Oberbekleidung zum Einsatz kommt.
Immer wichtiger wird für uns Verbraucher, dass tierische Fasern ohne Schaden für die Tiere entstehen. Garantiert frei von Tierquälerei und handgestrickt sind Pullover von Maiami, einem 2004 gegründeten Berliner Label.
Eine große Auswahl an Mohairgarn zum Stricken von behaglichen Schals, Mützen, Handschuhen und vielem mehr bietet Hansa-Farm. Hier kannst du Garn kaufen zu äußerst respektablen Preisen.
21. Kaschgora
Kaschgoraziegen sind eine Kreuzung aus Angoraziegenböcken (Mohair) und Kaschmirziegen (Kaschmir). Anders als alle anderen Ziegenrassen sind Kaschgoraziegen in einschlägigen Ziegenlexika nicht zu finden.
Sie stellen keine etablierte Ziegensorte dar, sondern werden von ganz unterschiedlichen Züchtern nach eigenen Kreuzungsversuchen gepaart. Dabei kommt nicht immer Kaschgorawolle bzw. Kaschgorahaar in Handelsqualität heraus. Deshalb muss jede Ziege auf ihre Haarqualität untersucht werden.
Die Zucht von Kaschgoraziegen ist dementsprechend wenig berechenbar und rangiert im Bereich der Liebhaberei, was die Wolle allerdings selten und damit exklusiv macht.
Eins haben jedoch alle Kaschgoraziegen gemein: Andauernd nasskalte Witterung vertragen sie nicht. Sie müssen daher entweder in Ställen gehalten werden oder in Ländern mit gemäßigtem Klima.
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Die Faser aus Kaschgorahaar vereint das Beste aus beiden Rassen: Stärke und Glanz des flauschig langfaserigen Angoras sowie die enorme Weichheit von Kaschmir. Zwar erreicht Kaschgora nicht ganz die Feinheit von Kaschmir, liegt aber bei 18 bis 23 Mikron mit Merinowolle gleich auf.
Die luxuriöse Naturfaser wird vor allem von Nobelmarken wie etwa Prada verarbeitet.
Strickgarn in Kaschgora ist hingegen kaum zu bekommen.
Kaninchen
Angorawolle wird aus dem Haarkleid des Angorakaninchens gewonnen. Damit die Schur für die Tiere nicht zur Qual wird, sind sehr viel Zeit und Einfühlungsvermögen erforderlich, zwei Eigenschaften, die sich mit Gewinnmaximierung und Profit kaum vereinbaren lassen. Hinzu kommen hohe Anforderungen an die Unterbringung der Tiere, damit diese sich wohlfühlen und sich nach einer Schur an die neuen klimatischen Bedingungen mit kurzem Fell gewöhnen können.
22. Angorakaninchenhaar (WA, WN)
Das vermutlich bekannteste Angorakaninchen (Oryctolagus cuniculus) ist ein Albino: weißes Fell mit roten Augen. Die in Europa und China verbreitete Langhaarrasse kommt auch in Schwarz, Blau, Gelb, Dunkelbraun und gescheckt vor.
Je nachdem, woher die Angorawolle stammt, unterscheidet man zwei Arten der Wollstruktur:
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Angorawolle ist angenehm weich und äußerst wärmeregulierend. Als Hohlfaser kann sie Wärme speichern, aber auch gegen Kälte isolieren. Außerdem nimmt die Faser bis zu 60 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit auf, die dann allmählich nach außen transportiert wird. Die feinen Härchen kribbeln ein wenig auf der Haut und halten uns im Winter warm. Sie verleihen Angorapullovern ihr einzigartiges, strubbeliges Aussehen.
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Beim Garn kaufen solltest du bei Angora immer genau hinschauen, woher die Produkte bzw. Garne stammen. Die heute auf dem Markt angebotenen Angoraprodukte stammen zu über 90 Prozent aus China. Chinesen rupfen die Tiere bei lebendigem Leib, wie die Tierschutzorganisation Peta zeigt.
Auch das viel zitierte Tierschutzlabel CaregoraTM hält nicht ansatzweise, was es verspricht. Es wurde von NATURFASERN michael dal grande erfunden, dessen Website sich "aktuell" (Stand: August 2023 - letzte Überprüfung) im Aufbau befindet. Das Label gilt als extrem intransparent, mit wenig Anspruch in Sachen Tierschutz.
Als Konsequenz haben mittlerweile über 130 Firmen in Deutschland Angoraprodukte aus dem Sortiment genommen, unter ihnen Handelsketten wie Edeka, Rewe, C&A, die Discounter Lidl und Aldi sowie die Modelabels Esprit, Gerry Weber, Gucci, Hugo Boss, Klingel, Lacoste, Mango, Mexx, New Yorker, Orsay, Otto, QVC, Zara und viele mehr. Eine vollständige Liste findest du hier.
Natürlich spricht nichts dagegen, einen Züchter ausfindig zu machen, der Angorakaninchen tiergerecht züchtet und dort Wolle zu beziehen. Der Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. hält alle Informationen zur Kontaktaufnahme bereit.
Angora ist eine ideale Faser für Decken, Bett- oder Thermowäsche, um Körperschweiß zu entziehen. Gestrickte Schals und Pullover aus Angora sind purer Luxus. Während die Faser für Babywäsche ungeeignet ist, da sich häufig Fusseln lösen können, sagen ihr Rheumapatienten eine heilende Wirkung nach und schwören auf Angorawäsche.
Rind
Man sagt, der allererste Yak habe vor circa 2 Millionen Jahren das Licht der Welt erblickt. Tatsächlich belegen Yak-Fossilien in der Mongolei ein Vorkommen vor etwa 100.000 Jahren. Vor 10.000 Jahren sollen die ersten wilden Yaks in Tibet an den Menschen gewöhnt worden sein.
Heute stehen die wild lebenden Bestände unter Artenschutz. Dafür werden ca. 12,7 Millionen Yaks als Haustiere gehalten. Sie sind sehr häufig die einzige Lebensgrundlage vieler Kleinbauern und dienen ihnen als vielfältiges Nutztier zur Milch- und Fleischproduktion, aber auch als Lastentier. Leder und Wolle sind eher Nebenprodukte.
23. Yakhaar (WY)
Yaks (Bos mutus) sind Rinder, die im Himalaya und dem tibetischen Hochland in Steppen und Gebirgen von bis zu 4.500 Metern Höhe in Gruppen von 20 bis 30 Tieren leben. Hier kann es im Winter bis zu -40° C kalt werden.
Yaks sind die einzigen Rinder, die sowohl eine Unterwolle als auch ein Deckhaar ausbilden, das bisweilen recht zottelig aussieht. Jedes Frühjahr wechselt der Yak sein Fell. Das Haar wird von den Bauern in mühevoller Kleinarbeit zunächst ausgekämmt, bevor sie das Rind scheren.
Nachdem alle Deckhaare von den Unterhaaren getrennt sind, bleiben pro Tier zwischen 300 und 500 Gramm Edelhaar mit einer Faserfeinheit von 15 bis 19 Mikron (= 0,015 – 0,019 Millimeter) übrig. Diese Menge kommt in der Textilproduktion zum Einsatz. Ein echtes Luxusprodukt also, das der Laie von Kaschmir kaum unterscheiden kann.
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Weicher, fließender Fall, verbunden mit eleganter Optik sind der Stoff, aus dem edle Yak-Produkte entstehen. Die Unterwolle des Rinds macht’s möglich. Sie wärmt ausgezeichnet, ist wasserabweisend und sehr strapazierfähig. Yakhaar pillt nicht. Es besticht durch einen schönen Glanz.
Die langen Deckhaare des Yaks sind sehr fest und borstig. An den Seiten fallen sie besonders lang herab und sind mit dem Schweif oder der Mähne von Pferden vergleichbar. Sie kommen zur Fertigung von Seilen, Tauen oder Zelten zum Einsatz.
Yaks gibt es in vielen Farben wie Schwarz, Braun, Beige, rötlich usw. besonders selten, aber auch besonders beliebt sind weiße Yaks. Ihre Fasern lassen sich ausgezeichnet färben.
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Kleidung aus reinem Yakhaar lässt sich nur wenig finden. Yak-Produkte zum bezahlbaren Preis bietet Lorenzo Cana an. Das Label entwirft Mode in Deutschland und lässt diese in den Erzeugerländern, wie etwa Nepal oder der Mongolei, fertigen. Der Verkauf erfolgt ohne Zwischenhändler direkt an den Endverbraucher.
Sehr häufig wird Yakhaar mit Schurwolle gemischt. Garn kaufen kannst du bei Junghans Wolle. Das Unternehmen bietet eine Mischung aus Yak (30 %) mit tasmanischer Merinowolle (70 %) an. Dieses Gemisch versteht sich glänzend, da beide Materialien eine Faserfeinheit von etwa 18 Mikron (= 0,018 Millimeter) aufweisen.
Seide
Schon 2500 bis 3000 Jahre vor Christi gab es in China eine hoch entwickelte Seidenindustrie. Kokons dienten damals im Land als Tauschmittel, durften aber die Landesgrenzen nicht verlassen. Stattdessen beanspruchte China jahrhundertelang die Monopolstellung auf dem Seidengebiet und stellte verschiedene Seidengewebe her, die das Land in der Zeit von 200 vor Christi bis 200 nach Christi Geburt zum einzigen Hersteller der damaligen Menschheit machte.
Trotz der endlos langen Absperrung Chinas nach außen, gelang es Mönchen 200 nach Christus, die Seidenzucht in hohlen Wanderstäben nach Indien und Japan zu exportieren. Von hier aus kam sie nach Kleinasien und bescherte den Ägyptern und Byzantiner eine beträchtliche Blüte. Erst im Mittelalter fand sie ihren Weg nach Europa und durch die erste europäische Auswanderungswelle nach Südamerika.
Jede Seide wird von Seidenraupen gesponnen. Seidenraupen können von Menschen gezüchtet sein, wie der Maulbeerspinner, oder wild leben, wie der indische Tussahspinner oder der japanische Eichenseidenspinner.
24. Maulbeerspinner (SE, S)
Der Maulbeerspinner (Bombyx mori) ist ein vom Menschen gezüchteter Schmetterling, der sich ausschließlich von frischen Blättern des Maulbeerbaums ernährt.
Nachdem die Raupe auf das 40.000-fache ihres Körpergewichts gewachsen ist, spinnt sie einen Kokon, um sich zu verpuppen.
Der Kokon besteht aus einem bis zu 1.200 Meter langen, endlosen Faden: Er ist der Rohstoff für feinste Seide.
Damit der Seidenfaden nicht zerstört wird, töten Züchter die Raupen mit heißem Wasser beziehungsweise Wasserdampf. Beim Schlüpfen würde der Schmetterling ein Loch in den Kokon beißen. Die Seide ließe sich nicht mehr in einem Zug abwickeln. Doch genau dadurch erhält Maulbeerseide ihre glatte, makellose Struktur, die ihr das feine, glänzende Aussehen verleiht, da der Faden nicht mehr versponnen werden muss.
Das Abwickeln des Fadens heißt abhaspeln. Deswegen nennt man Maulbeerseide auch Haspelseide. Nachdem der gelbliche Seidenleim in einem Bad aus Seifenwasser entfernt wurde, kommt die reinweiße Maulbeerseide zum Vorschein.
Für 100 Gramm Maulbeerseide sind 1.200 Kokons notwendig. Aus diesem Grund ist Maulbeerseide ein Luxusgut, mit Züchtungsmethoden, die nachdenklich machen sollten.
Bouretteseide wird aus Produktionsresten oder beschädigten Kokons gesponnen. Sie fällt durch ihre noppige, stumpfe Optik auf, die dadurch entsteht, dass sie nicht komplett von Kokonresten und Seidenleim befreit werden kann.
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Seide verfügt über eine einzigartig glatte Faserstruktur. Dadurch wird sie geschmeidig und weich. Ihr Eiweißaufbau garantiert beste Hautverträglichkeit, was Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut freut. Sie wärmt bei Kälte und kühlt bei Hitze, ist robust, Schmutz abweisend und unempfindlich gegen Gerüche. Garderobe aus Seide knittert kaum und trocknet nach dem Waschen schnell.
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Bevor aus Maulbeerseide hochwertigste Textilien, Oberbekleidung oder Unterwäsche wird, werden die Seidenfäden auf unterschiedliche Arten verwebt. Heraus kommen Gewebe, die unter Namen wie Chiffon, Satin, Crêpe de Chine, Taft usw. bekannt sind.
Aus Maulbeerseide können natürlich auch seidenweiche Strickkreationen entstehen. Eine große Auswahl aus Maulbeerseide kannst du hier als Garn kaufen.
25. Tussahseidenspinner (ST)
Der indische Tussahseidenspinner (Antheraea Mylitta) produziert Wildseide und liefert die bedeutendste Wildseidenart. Anders als beim Maulbeerspinner bleiben die Raupen am Leben.
Die Ernte beginnt erst, nachdem der Schmetterling geschlüpft ist. Das hinterlässt ein Loch im Kokon, sodass die Seide nicht mehr in einem Zug abgewickelt werden kann, sondern im Kammgarnverfahren gesponnen wird. Beim Spinnen kommt es zu leichten Verdickungen an den Stellen, an denen die einzelnen Fasern zusammengedreht werden.
Zu den Wildseidenarten gehören außer der Tussahseide, auch die Fagaraseide, die aus den Kokons des japanischen Atlasspinners gewonnen wird, der als größter Schmetterling der Welt gilt.
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Seidenraupen, die Eichenblätter fressen, spinnen Kokons aus beigefarbener bis brauner matter Grundfarbe. Das Einfärben der Wildseide ist schwierig, weil sie nicht reinweiß vorkommt. Eingefärbte Wildseide wirkt gebrochen.
Im Vergleich zu Maulbeerseide glänzt sie weniger, weist mehr Unregelmäßigkeiten auf und fühlt sich rauer an. Allerdings sind Wildseiden unempfindlicher und haltbarer als Zuchtseiden. Außerdem lassen sie sich gut waschen.
Tussahseide ist der Rohstoff für Stoffe, Kleidung und Textilien. Von der Jacke über den Blazer bis hin zu Kleidern und Röcken verleiht sie unserer Garderobe einen ganz eigenen Charme. Auch renommierte Modehäuser kreieren mit Tussahseide einzigartige Looks. Vom Gardinenstoff über die Sommerdecke bis hin zum Sitzkissen ist die Wildseide in der Textilgestaltung ebenfalls nicht wegzudenken.
Da sehr viel Farbe notwendig ist, um Wildseide zu färben, wird sie meistens zu Stoffen in Naturtönen verwebt.
Wenn du jetzt selbst ein Teil in Tussahseide kreieren möchtest, kannst du hier das richtige Garn kaufen.
Garn kaufen aus Kunstfasern
Die Basis für synthetische Kunstfasern sind entweder Erdöl, Erdgas oder Kohle. Natürliche Kunstfasern werden hingegen aus natürlichen Rohstoffen wie etwa Holz gewonnen, das chemisch aufbereitet wird.
Kunstfasern aus synthetischen Polymeren
Kunstfasern aus synthetischen Polymeren stammen aus nicht erneuerbaren Rohstoffen. Es gibt zahlreiche Herstellungsverfahren und Synthesereaktionen, wodurch für jeden Bereich sehr spezielle Fasern entstehen. Außerdem werden sie oft mit Naturfasern gemischt. Auf diese Weise werden Nachteile sowohl der Chemiefaser als auch der Naturfaser ausgeglichen.
Künstliche Fasern aus synthetischen Polymeren sind einfach zu pflegen, trocknen schnell und bleiben in Form. Sie sind extrem haltbar, laden sich allerdings elektrostatisch auf und nehmen Schweiß kaum auf, wodurch es zu typischem Schweißgeruch kommen kann. Überdies vertragen sie nur niedrige Wasch- und Bügeltemperaturen.
Am häufigsten sind in der Textilindustrie die Chemiefasern Polyester, Polyamid und Polyacryl anzutreffen.
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Fossile Rohstoffe
Die Herstellung von Kunstfasern aus synthetischen Polymeren bedeutet:
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Übrigens:
60 % der weltweiten PET-Produktion werden für Textilien genutzt, während nur 30 % für die allgegenwärtigen Plastikflaschen zum Einsatz kommen.
26. Polyamid (PA)
Polyamid gilt als die erste von Menschen geschaffene Textilfaser. Bereits 1930 brachte der Amerikaner Wallace H. Carothers (1896-1937) eine verspinnbare Polyamidfaser hervor. Der Chemiegigant DuPont produzierte die Faser unter dem Namen „Nylon“.
Acht Jahre später entwickelte der deutsche Chemiker Paul Schlack (1897-1987) ebenfalls eine Kunstfaser aus Polyamid: „Perlon“. Die beiden Fasern unterscheiden sich darin, dass Perlon Farbe besser aufnimmt.
Während Nylon von Anfang an für Zahnbürsten und Damenstrümpfe konzipiert wurde und das Monopol für Strümpfe aus Seide ablöste, produzierte die I.G.- Farbenindustrie AG in Berlin Perlon für Fallschirme und als Borsten zur Reinigung von Waffen.
Am 15. Mai 1940 wurden in den USA zum ersten Mal Nylonstrümpfe verkauft – 54 Millionen Paar im ersten Jahr. In Deutschland waren Nylonstrümpfe in den 1940er-Jahren so begehrt, dass sie auf dem Schwarzmarkt als Währung akzeptiert wurden. Ihren Siegeszug erlebte die Faser in den 1950er und 1960er Jahren, der Anfang der Siebzigerjahre von Fasern aus Polyester und Polyacryl abgelöst wurde.
Polyamid entsteht im Schmelzspinnverfahren aus Erdöl. Zwar forscht die TH Köln am Einsatz von Pflanzenölen als Rohstoff, doch steckt diese Erfindung derzeit noch in den Kinderschuhen.
Bekannte Handelsnamen für Fasern aus Polyamid sind beispielsweise Tactel® und Nylon®.
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Polyamid ist eine extrem robuste Faser. Sie ist reiß- und scheuerfest, schrumpft und filzt nicht beim Waschen und bleibt bei Nässe in Form. Eine ideale Faser für Funktionsunterwäsche, aber auch für Regen-, Sport und Freizeitbekleidung, die etwas aushalten muss. Das gilt ganz besonders für Socken oder Strümpfe.
Die Faser knittert kaum. Sie glänzt ein wenig, ist leicht und hochelastisch. Damit wird sie zum idealen Stoff, aus dem Damenstrümpfe sind.
Allerdings ist die Faser nicht lichtecht, weshalb es zum Vergilben bei Lichteinwirkung kommen kann.
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Die bekannteste Anwendung von Polyamidfasern sind Strümpfe und Strumpfhosen. Die Elastizität macht sie außerdem zum perfekten Stoff für Dessous.
Im Bereich der Sport- bzw. Funktionskleidung ist sie in Ski- und Snowboarding-Outfits, Badeanzügen oder Golfkleidung zu finden.
Auch Strickgarne enthalten oft Beischmischungen aus Polyamidfasern. Garn kaufen aus reinem Polyamid ist hingegen nicht möglich.
27. Polyester (PES, PL)
Bereits Ende der 1920er Jahre erforschte der amerikanische Chemiekonzern DuPont erste Polyesterfasern, stellte diese Arbeit allerdings zugunsten von Polyamidfasern wieder ein, da Polyester wirtschaftlich nicht vielversprechend erschien.
Britische Wissenschaftler vollendeten die Forschung und präsentierten 1941 die erste Polyesterfaser namens „Terylen“. Nachdem sich diese als lukrativ erwiesen hatte, kaufte DuPont 1946 den Briten die Rechte an der Faser ab und produzierte sie unter dem Namen „Dacron“.
Wie Polyamid wird Polyester im Schmelzspinnverfahren aus Erdöl gewonnen. Die Forschung der TH Köln zum Einsatz von Pflanzenölen als Rohstoff hat gerade erst begonnen – Ausgang ungewiss.
Bekannte Handelsnamen für Polyester sind beispielsweise trevira® und Diolen®.
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Kleidungsstücke aus Polyester sind elastisch und zerknittern kaum. Außerdem sind sie nach dem Waschen schnell getrocknet, bügelfrei, schrumpfen und verfilzen nicht. Hinzu kommt ihre Lichtbeständigkeit, d.h. sie verblassen im Sonnenlicht nicht. Des Weiteren scheuert sich Polyester wenig ab und auch Motten können dem Material nichts anhaben.
Allerdings kann Schwitzen zu unangenehmem Geruch führen. Überdies lädt sich Polyester statisch auf, was zu fliegenden Haaren oder Kleidungsstücken führen kann, die buchstäblich an dir kleben.
Kleidung aus Polyester ist in allen einschlägigen Ketten sowohl im stationären als auch im Onlinehandel zu finden.
Strickgarn aus 100 % Polyester gibt es im XXL-Format. Bei Aldi Süd kannst du dieses Garn kaufen.
28. Polyacryl (PAN, PC)
Im Mai 1950 präsentierte die amerikanische Weberei Burlington Mills Corporation zum ersten Mal Kleider, Herrenanzüge, Damenkostüme und Badeanzüge aus Polyacrylfasern.
„Orlon“, so der Name einer „der bedeutendsten Errungenschaften der Textilproduktion in den letzten zehn Jahren“ (Quelle: Archiv „Die Zeit“, Mai 1950), wie Fachleute damals fanden. Die Chemiefaser wurde vor allen Dingen für eine Fähigkeit gefeiert: Man konnte Herrenanzüge aus Orlon wie Wäsche in die Wäscherei geben – 1950 eine Sensation.
Vier Jahre später stellte auch die Bayer AG eine Faser aus Polyacryl vor – „dralon®“. Mit einer klugen Marketingstrategie brachte das Unternehmen seine neue Faser im In- und Ausland in aller Munde: Man trug 1957 erstmalig den Modewettstreit „Die Goldene Bayer-Schere“ aus. Der Wettbewerb sollte Modeschüler zu eigenen Kreationen mit Stoffen aus Kunstfasern der Bayer AG animieren.
Polyacrylfasern bestehen zu mindestens 85 % aus Acrylnitril, das aus Propylen und Ammoniak zusammengesetzt ist. Propylen entsteht bei der Herstellung von Leichtbenzin. Das Gas ist farblos und brennbar. Ammoniak „ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt (Quelle: Wikipedia)“.
Das flüssige Acrylnitril wird durch Polymerisation in Pulver umgewandelt und meist mit dem Lösungsmittel Dimethylformamid aufgelöst. Die flüssige Masse wird im Nassspinnverfahren zu endlosen Fasern versponnen. Anders als Polyamid und Polyester kann die Ausgangssubstanz, hier pulverförmiges Polyacrylnitril, nicht geschmolzen werden, da der Schmelzpunkt über dem Zersetzungspunkt liegt.
Bekannte Handelsnamen für Polyacryl sind Dolan®, Dralon®, Orlon®, Acrilan®, Crylor® und Leacril®.
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Polyacrylfasern erinnern an seidiges Material. Sie haben Ähnlichkeit mit Wolle.
Im Gegensatz zu anderen Chemiefasern zeichnen sie sich durch eine ganze Reihe von Vorteilen aus. So sind sie lichtbeständig, vergilben also bei Sonneneinstrahlung nicht. Ferner trotzen sie jeder Witterung und sind leichter als Polyamid- und Polyesterfasern. Sie leiern nicht aus, knittern kaum, sind pflegeleicht. Nach dem Waschen trocknen sie schnell, da sie nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen.
Allerdings können sie sich elektrostatisch aufladen, was zu fliegenden Haaren oder am Körper klebenden Kleidungsstücken führen kann. Weil die Fasern schwierig zu färben sind, erfolgt das Einfärben bereits in der Spinnmasse. Die hierzu verwendeten Substanzen können bei Menschen mit empfindlicher Haut Allergien auslösen. Polyacrylfasern sind nicht hitzebeständig, daher darfst du sie weder zu heiß waschen noch bügeln.
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Pelzimitate, Pullover, Sportbekleidung, Bademoden, Shorts, T-Shirts: Die Liste der Kleidungsstücke aus Polyacryl ist lang.
Ganz besonders beliebt ist die Faser jedoch bei Strickwaren. Da künstliche Fasern in vielen unterschiedlichen Qualitäten hergestellt werden können, kannst du Strickgarn aus Acryl in fast allen Arten und Farben als Garn kaufen.
29. Polyvinylchlorid (PVC)
1835 experimentierte der französische Chemiker Henri Victor Regnault im Gießener Laboratorium des Justus von Liebig mit Vinylchlorid. Er bemerkte zwar, dass durch längere Sonnenlichteinwirkung ein weißes Pulver entstand, erkannte jedoch die Bedeutung seiner Entdeckung nicht.
Knapp 80 Jahre und viele Forschungsschritte später erhielt der deutsche Chemiker Fritz Klatte 1913 das Patent auf die „Polymerisation von Vinylchlorid und Verwendung als Hornersatz, als Filme, Kunstfäden und für Lacke“ und ebnete damit den Weg für die Herstellung von PVC.
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Nach weiteren 15 Jahren startete die erste industrielle Produktion von PVC in den USA, gefolgt von BASF in Rheinfelden (1930) und I.G. Farben in Berlin (1935).
Wie jede Kunstfaser kann auch PVC mit unterschiedlichen Eigenschaften produziert werden. PVC wird dabei in zwei Bereiche eingeteilt:
Vinylchlorid besteht aus Ethen und Chlor, wobei Ethen aus Rohöl und Chlor industriell aus Kochsalz gewonnen wird. Um Polyvinylchlorid zu erhalten, wird die Grundsubstanz, das Vinylchlorid, polymerisiert. Abhängig vom gewählten Polymerisationsverfahren und den Beigaben, sogenannten Additiven, entsteht PVC-P oder PVC-U.
Um PVC geschmeidiger zu machen, ändert man seine physikalischen Eigenschaften durch den Einsatz von Weichmachern wie z. B. Diethylhexylphthalat (DEHP), dem mit großem Abstand meistgebrauchten Weichmacher. Er steht laut Umweltbundesamt in der Kritik, „Fruchtschädigend und Fruchtbarkeitsschädigend“ zu sein.
Bekannte Handelsnamen für Polyacryl sind Rhovyl®, Clevyl®, Leavyl®
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PVC ist extrem wasserabweisend, weil es kaum Wasser aufnimmt. Außerdem ist es gegen die meisten Säuren und Laugen unempfindlich. Kleidung aus PVC solltest du mit Reinigungsmitteln ohne Parfüm-Zusätze und ohne Weichspüler waschen.
Die Faser schrumpft bereits bei einer Temperatur von über 60 °C. Du darfst sie daher weder bügeln noch dämpfen.
Polyvinylchlorid wird auch zur Beschichtung und Herstellung von Kleidungsstücken verwendet. Dies können Regenmäntel, Gummihandschuhe und Schutzkleidung oder Artikel für Menschen mit Inkontinenz sein.
Als Strickgarn kommt es nicht vor, wohl aber als Garnbesatz, etwa in Pailletten.
30. Elasthan (EL)
Der Chemiker Dr. Joseph C. Shivers trat 1946 in den Dienst der DuPont–Forschungslabors. 1949 betraute man ihn mit der Entwicklung einer synthetischen Faser, die Gummi ersetzen sollte. Seine Forschungsaufgabe bestand darin, eine Alternative zu Gummizügen zu finden, die bis dato in Damenunterwäsche zum Einsatz kamen.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte er nicht, dass er das Gesicht der Mode und Sportbekleidung für immer verändern würde.
Ein Jahrzehnt später präsentierte DuPont Spandex bzw. Elastan, eine elastische Kunstfaser, die 1959 unter dem Produktnamen „Fibre K“ als das neue Polyester gefeiert wurde. Spandex ist übrigens ein Anagramm, das aus dem englischen Wort „expands“ (erweitern) entstand.
Das amerikanische Unternehmen Invista aus Wichita, Kansas, produziert Spandex unter den Markennamen Lycra® bzw. Elaspan®. Weitere bekannte Handelsnamen sind: Creora® (Hyosung, Seoul, Südkorea) und Linel® (Fillattice Group bei Bergamo, Italien).
Elastan ist eine gummiartige Chemiefaser, die durch Verschmelzung verschiedener Polyurethane und Polyethylenglykol entsteht. Das auf Erdöl basierende Polyurethan sorgt für den Zusammenhalt der Faser. Es bewirkt hohe Festigkeit. Polyethylenglykol hingegen besteht aus stark zusammengeschobenen Blöcken, die einfach gedehnt werden können und ist damit für die Elastizität verantwortlich. Durch diese Zusammensetzung erreicht Elastan eine Dehnbarkeit von mehr als 700 Prozent. Die so entstandene Spinnlösung aus Polyurethane und Polyethylenglykol wird im Trockenspinnverfahren zu Filamenten versponnen.
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Vier Merkmale sorgen für die besonderen Trageeigenschaften von Elastan:
Durch den Stretchanteil aus Elastan werden Kleidungsstücke sehr bequem. Mit Elastan ausgestattete Textilien sind knitterfrei – bügeln unnötig. Auf der Haut fühlt sich das Material weich und sehr leicht an. Es pillt nicht, bildet also keine Knötchen. Hosen schneiden im Bund nicht ein und geben im Sitzen an Po und Beinen nach. Oberteile liegen eng an und formen eine schöne Figur. Trotzdem behalten Stretchtextilien ihre tadellose Form auch nach häufigem Tragen.
Kleidung mit Elastananteil ist zudem reißfest – optimal für Sport- und Outdoor-Aktivitäten. Da die Faser wenig Wasser aufnimmt, trocknet sie nach dem Waschen schnell.
Allerdings solltest du darauf achten, dass dein Teil keinen zu hohen Elastananteil enthält. Zu viel Elastan vermittelt ein unangenehmes Hautgefühl, da das Material wenig atmungsaktiv ist. Optimalen Tragekomfort bieten Stoffe mit einer Zusammensetzung von 80 % Polyamid und 20 % Elastan.
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Sportbekleidung ohne Elastan ist heute fast undenkbar. Hummel bietet die Faser in Jogginghosen und Funktionsunterwäsche an. Nike verarbeitet sie in Trainingsanzügen, Socken, Strümpfen und Stutzen, adidas unter anderem in Bademoden.
Leggings ohne Elastan sind kaum mehr vorstellbar. Auch Hosen oder Jacken machen sich die Vorzüge von Elastan immer häufiger zunutze.
Gebräuchlich ist Elastan außerdem in Bündchen, wie etwa bei Socken.
Der Wollgroßhandel bietet ein Strickgarn mit Elastananteil an. Wer gerne Heimtextilien häkelt oder strickt, kann bei noodles ein recyceltes Garn kaufen. Es kommt von Stafil und ist aus Resten der Mode- und Textilindustrie hergestellt.
31. Vinylal (VI)
1939 entwickelten der koreanischer Wissenschaftler Ri Sŭng-ki sowie die japanischen Wissenschaftler Ichiro Sakurada und H. Kawakami Vinylal (auch Vinalon) an einem japanischen Institut in Takatsuki, Osaka. Zu dieser Zeit gehörte Korea noch zum japanischen Kaiserreich.
Die Kunstfaser basiert auf den Rohstoffen Anthrazit und Kalkstein, die beide in großen Mengen in Nordkorea vorkommen. Sie wird in Polyvinylalkohol hergestellt.
Nach der Teilung Koreas in Nord (Rote Armee) und Süd (USA) entstand 1945 in Nordkorea ein „Arbeiter- und Bauernstaat nach marxistisch-leninistischen Vorstellungen“ (Quelle: Wikipedia). An eigenen Universitäten bildete man Ingenieure, Wissenschaftler und Ärzte aus. Ausgestattet mit dem notwendigen wissenschaftlichen Know-how begann das Land 1961 in Hamhŭng mit der Produktion von Vinylal, das die Machthaber als Faser zur Herstellung von Kleidung priesen.
Tatsächlich wird Vinylal außerhalb von Korea nicht produziert. Größter Abnehmer für Textilien aus Vinylal ist die Volksrepublik China. Aufgrund eines weitreichenden Embargos gibt es so gut wie keine Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Nordkorea.
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Fjällräven schwört auf Vinylal, weil sie Naturfasern ähnlich sein soll.
Tatsächlich ist Vinylal langlebig, hitzebeständig und unempfindlich gegenüber Chemikalien. Es ist eine sehr leichte Faser, die sich ausgezeichnet für Rucksäcke eignet. Das Material glänzt, ist steif und nur schwierig zu färben.
Der Stoff ist in hohem Maße wasserabweisend. Aus diesem Grund müssen Materialien aus Vinylal nicht extra beschichtet sein. Bei Regen quillt die Faser auf und wird dichter. So hält sie Wasser zurück – und das dauerhaft. Beschichtungen versagen irgendwann und müssen erneuert werden.
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Vinylal wird in Nordkorea immer noch als Bekleidungsstoff propagiert. Sinnvollen Einsatz findet es in Fischernetzen und Seilen.
Das schwedische Unternehmen Fjällräven fertigt unter der Handelsmarke Vinylon F seit 1978 Rucksäcke aus Vinylal.
Garn kaufen aus Vinylal ist nicht möglich, da es als Strickgarn nicht angeboten wird.
Kunstfasern aus natürlichen Polymeren
Im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen bei Kunstfasern aus künstlichen Polymeren sind Holzspäne der Rohstoff, aus dem Kunstfasern aus natürlichen Polymeren sind. Sie werden in chemischen Prozessen ebenfalls zunächst zu einer Spinnmasse. Diese dient dann als Ausgangsmaterial für die Herstellung der Spinnfäden, auch Filamente genannt.
Zellulosebasis
Um die Zellulose aus dem Holz zu lösen, kommen chemische Substanzen wie Ammoniak, Essigsäure, Natronlauge oder Schwefel-Kohlenstoff zum Einsatz – je nach Faser und Ausgangsmaterial.
Allerdings produzieren Unternehmen wie die österreichische Lenzing AG auch Fasern, die ohne toxische Lösungsmittel auskommen und durch Mikroorganismen hergestellt werden.
32. Cupro (CUP)
Cupro wird auch Kupferseide genannt. Die Kunstseide entsteht im Kupferoxid-Ammoniakverfahren. Ausgangsmaterial sind Baumwolllinters, die bei der Baumwollverarbeitung abfallen.
Um die Zellulose aus den kurzen Baumwollfasern zu lösen, werden die gereinigten Linters mit Ammoniak und Kupfersalz verrührt.
Die daraus entstehende Spinnlösung ist dunkelblau und zähflüssiger als Sirup. Sie wird durch viele Brauselöcher in warmes, fließendes Wasser gedrückt. Dabei entzieht das Wasser der Lösung nicht gebundenes Ammoniak und die Masse erstarrt. Das Ergebnis sind Fadenbündel, die unter hohem Zug aus einem Trichter gezogen werden. Hierbei entstehen hauchdünne Fäden, die an Feinheit sogar Naturseide übertreffen.
Das Herstellungsverfahren ist nicht nur sehr aufwendig, sondern vor allem ökologisch bedenklich, da sehr viel verunreinigtes Wasser anfällt, das für niedere Pflanzen wie Algen und Kleinpilze giftig ist. Aus diesem Grund wurde die Produktion von vielen Firmen eingestellt. Heute wird Kunstseide nur noch in Japan hergestellt.
Cupro ist auch unter den Handelsnamen Cupresa, Cuprama, Bembergseide, Asahi bekannt. Cupresa und Cuprama wurden im Jahr 1926 von Bayer in den Markt eingeführt, während Bembergseide ein Handelsname der japanischen Asahi Kasei Corporation ist.
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Cupresa und Bemberg ähneln Naturseide, während Cuprama hohe Wollähnlichkeit aufweist.
Grundsätzlich sagt man Cupro eine hohe Atmungsaktivität sowie ausgezeichneten Feuchtigkeitsausgleich nach. Die gleichmäßige Struktur der Faser sorgt für eine leuchtende, glatte Oberfläche und feinen Glanz.
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Cupro wird als Stoff und als Kleidung gehandelt.
Die Qualitäten reichen von 100 % Cupro bis hin zu Gemischen mit Viskose oder Polyester.
Strickgarn in Cupro ist schwer zu finden. Es eignet sich hauptsächlich als Effektgarn.
33. Acetat (CA)
Der Grundstoff von Acetat sind pflanzliche Zellwände aus Holz, Schilf oder Stroh. Sie werden mit reiner Essigsäure chemisch aufbereitet.
Die so entstandenen Acetatfasern werden in Aceton gelöst, damit eine zähflüssige Masse entsteht, die einem Sirup ähnelt.
Diese wird anschließend im Spinnverfahren durch Düsen gedrückt und zu endlos langen Fasern verarbeitet, sogenannten Filamenten oder auch Stapelfasern.
Bei Triacetat werden die Fasern in Dichlormethan aufgelöst. Das Material gilt als Weiterentwicklung des Acetats. Bekannte Handelsnamen von Triacetat sind Arnel® (Celanese Corp. of America) und Tricel® (British Celanese Corp.).
Stoffe aus Acetat erinnern an Naturseide. Sie schimmern matt, fallen sehr natürlich und sind hochelastisch, wodurch sie in Form bleiben. Allerdings vertragen sie keine Hitze und dürfen nur bei sehr niedrigen Temperaturen gebügelt werden.
Im Vergleich dazu punktet Triacetat mit hoher Hitzebeständigkeit. Stoffe aus Triacetat können ohne Schwierigkeiten plissiert werden. Ihr Griff und ihr Aussehen erinnern ebenfalls an Seide. Die Textilie wurde lange Zeit als Kunstseide bezeichnet und war in den sechziger Jahren weit verbreitet.
Beide Materialien liegen durch ihr geringes Gewicht angenehm leicht auf der Haut. Sie lassen sich problemlos waschen und trocknen schnell, da sie wenig Feuchtigkeit aufnehmen.
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Acetat und Triacetat werden zu Futterstoffen, Accessoires und Unterwäsche verarbeitet. Ferner stellt man aus ihnen Kleider– und Blusenstoffe her.
Zum Handstricken ist das Material ungeeignet. Es ist hauptsächlich als Industriegarn zu finden.
34. Viskose (VY)
Der Rohstoff für die Viskoseproduktion sind Sägespäne aus Fichte, Eukalyptus-, Pinien- oder Buchenholz.
Um die Zellulose aus dem Holz zu lösen, wird es in Natronlauge eingelegt.
Dann verwandelt Schwefelkohlenstoff die Substanz in eine zähflüssige (auch viscos genannte) Spinnmasse, die an flüssigen Honig erinnert – die Viskose.
Mithilfe von Zahnradpumpen wird diese durch Spinndüsen gedrückt, deren typischer Durchmesser bei 50 Mikrometer (µm) liegt, was in etwa der Beschaffenheit eines menschlichen Haares entspricht. Das Ergebnis ist ein Endlosfaden – das Viskosegarn. Es besteht zu 90 Prozent aus natürlicher Zellulose.
Als Nebenprodukte fallen bei diesem Produktionsprozess geringe Mengen Kohlendioxid und übelriechender Schwefelwasserstoff an, der ausgewaschen wird.
Die Lenzing AG aus dem gleichnamigen österreichischen Ort punktet mit achtzigjähriger Erfahrung in der Produktion von Viskose und dem überzeugendsten Konzept zur Nachhaltigkeit.
Handelsnamen für Viskose sind beispielsweise Enka® (seidenähnliche Faser, zertifiziert nach Fairtrade Textilstandard) oder Dunafil® (flammenhemmende Faser).
Der Begriff „Reyon“ wurde in Deutschland von 1953 bis 1976 zur Bezeichnung von Viskosefilamentgarn verwendet. Nach dem geltenden Textilkennzeichnungsgesetz ist „Reyon“ als Bezeichnung für ein Gewebe aus Viskose heute nicht mehr zulässig.
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Viskose sieht natürlicher Baumwolle ähnlich und besitzt auch vergleichbare Eigenschaften. Kleidungsstücke aus Viskose fühlen sich samtig und weich auf der Haut an. Außerdem nehmen sie Feuchtigkeit gut auf, haben eine kühlende Wirkung, laden sich nicht elektrostatisch auf und fusseln nicht. Neben diesen praktischen Merkmalen präsentiert Viskose sich mit einer Reihe modischer Spezifika. So lässt sie sich ausgesprochen gut färben, ist in Qualitäten von matt bis hochglänzend erhältlich und besticht durch außergewöhnlich fließenden Fall.
Schattenseiten von Viskose sind geringe Scheuerfestigkeit und Formbeständigkeit. Vergleichbar mit Seide können sich bei hellen Stoffen Schweißränder abzeichnen. Beim Waschen ist Vorsicht geboten, da Viskose empfindlich auf Säuren und Laugen reagiert. Obendrein benötigt Viskose lange zum Trocknen. Des Weiteren knittert der Stoff schnell und besitzt nur geringe Dehnbarkeit.
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Aus Viskose werden unterschiedliche Kleidungsstücke gefertigt. Ob im Fashion-Bereich, für Outdoor- und Sportbekleidung oder Web- und Strickware: Viskose kommt sowohl in Reinform (100 %) als auch im Gemisch mit anderen Materialien daher.
Kleider aus Viskose findest Du zum Beispiel bei Peek & Cloppenburg. Aber auch Blusen, Sakkos oder Pullover sind in Viskose oder mit Viskoseanteil erhältlich.
Eine große Auswahl an Garn in Viskose bzw. Viskosemix zum Stricken kannst du bei fischer wolle kaufen.
35. Modal (MD)
Die Herstellung von Modalfasern ist mit der Herstellung von Viskosefasern identisch.
Als Rohstoff werden bei Modal jedoch ausschließlich Sägespäne aus Buchenholz verwendet. Es wird wie Viskose in Natronlauge eingeweicht und geht mittels Schwefelkohlenstoffs in eine zähflüssige blassgelbe Spinnmasse über.
Auch Modalfasern entstehen erst, nachdem die zähflüssige Masse durch Spinndüsen in ein Bad aus verdünnter Schwefelsäure geleitet wurde, die durch mehrmaliges Waschen wieder entfernt werden muss. Allerdings sind bei der Herstellung von Modal die Schwefelsäurekonzentration, die Temperatur des Spinnbades und die Spinngeschwindigkeit niedriger als bei Viskose.
Der gewonnene Endlosfaden besteht zu 90 Prozent aus natürlicher Zellulose.
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Modalfasern werden in vier Kategorien eingeteilt:
Modal wird häufig zur Beimischung verwendet. Es macht Baumwolle softer, Leinen dehnbarer und Seide stabiler.
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Gutes Tragegefühl und Trageklima werden immer wieder als Hauptvorteile von Modal genannt. Das liegt zum einen an seinem effektiven Feuchtigkeitsmanagement, denn Modal nimmt Wasser ausgezeichnet auf und leitet die Feuchtigkeit schnell ab. Dadurch schlägt die Faser Baumwolle bei der Feuchtigkeitsableitung um 50 %. Zum anderen gilt Modal als atmungsaktiv, transportiert also Schweiß wirksam nach außen.
Darüber hinaus ist Modal extrem langlebig, unempfindlich gegen Hitze und Nässe, außerordentlich elastisch und bleibt in Form. In zwei Worten: höchst strapazierfähig.
Modalfasern lassen sich ausgezeichnet färben und präsentieren sich in vielen schönen leuchtenden Farben. Die Qualitäten reichen von matt bis hochglänzend.
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Beispiele für Produkte aus Modal gibt es viele. hessnatur führt ein breites Sortiment, während Amazon vor allen Dingen auf Unterwäsche und Herrensocken aus Modal setzt.
Auch in Strickgarnen ist Modal zu finden. In diesem Onlineshop kannst du eine große Auswahl von Garn kaufen aus Maulbeerseide und Modal.
36. Lyocell (CLY)
Der Rohstoff zur Herstellung von Lyocell ist Eukalyptusholz aus naturnahen Wäldern und nachhaltig bewirtschafteten Plantagen in Afrika und Asien.
Die für den Anbau des schnell wachsenden Eukalyptus verwendeten Flächen sind für die Landwirtschaft kaum geeignet. Zudem muss Eukalyptus nicht künstlich bewässert werden, da ihm das vorhandene natürliche Wasserangebot ausreicht.
Beheimatet ist Eukalyptus übrigens in Australien, Tasmanien und Indonesien.
Anders als bei Modal und Viskose werden die Sägespäne des Eukalyptusbaums nicht in Natronlauge eingelegt und mit Schwefelkohlenstoff behandelt. Stattdessen werden sie in einer organischen ungiftigen Substanz namens NMMO (N-Methylmorpholin-N-Oxid) zusammen mit Wasser eingelegt und luftdicht erhitzt, damit sich der Zellstoff vom Holz löst. Da dem Gemisch das Wasser wieder entzogen wird, entsteht eine Spinnmasse. Diese wird durch Düsen gepresst, wodurch endlose Fasern entstehen - sogenannte Filamente.
Während bei Modal und Viskose die Fäden in ein Bad aus verdünnter Schwefelsäure geleitet werden, entstehen Lyocell-Fasern in einem Bad aus wässriger NMO-Lösung. Die österreichische Lenzing AG erhielt bereits im Jahr 2000 den „European Award for the Environment“. Es gelang ihr, das NMMO zu 99 Prozent zurückzugewinnen und wiederzuverwerten – ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
Seit 2004 vermarktet Lenzing die preisgekrönte Faser unter dem Markennamen TENCEL™.
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Lyocell wärmt fast so gut wie Schurwolle, ist atmungsaktiv wie Merinowolle, verfügt über ein effektiveres Feuchtigkeitsmanagement als Baumwolle und wirkt kühlend bei höheren Temperaturen, wie Leinen.
Die Faser ist ein wahrer Tausendsassa. Sie ist sanft zur Haut, farbbeständig und resistent gegen Milben und Bakterien – drei Eigenschaften, die sie für Allergiker attraktiv macht.
Zudem ist sie reißfest und auch nach vielen Wäschen nicht aus der Form zu bringen. TENCEL™ wird gerne mit Bio-Baumwolle kombiniert.
Kleidung aus Lyocell ist schimmernd, fließend, luftig, leicht und seidig.
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Ob Funktionsbekleidung, Damenoberbekleidung, Jeans oder Berufsbekleidung: Lyocell ist ein Alleskönner, der sowohl für sich selbst steht als auch in Kombination mit anderen Fasern Außergewöhnliches leistet.
Garn kaufen aus 100 % TENCEL™ zum Stricken bietet Woolpack, ein Onlineshop aus der Schweiz an. Strickgarn mit Lyocellanteil ist hier und hier erhältlich.
37. Lenpur
Lenpur wird auch als „Peace Viskose“ bezeichnet und besteht zu 100 % aus Zellulose.
Ihr Rohstoff sind Äste und Zweige aus Rückschnitten der Weißkiefer, die zyklisch durch Förster erledigt werden, damit die Bäume gesund wachsen können.
Im Gegensatz zu allen anderen Kunstfasern aus natürlichen Polymeren werden für Lenpur keine Wälder gerodet.
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Die wichtigsten Eigenschaften für hohen Tragekomfort sind: Behaglich und glänzend wie Seide, weich wie Kaschmir, frisch wie Leinen.
Darüber hinaus überzeugt Lenpur mit einer ganzen Reihe weiterer Funktionen: So nimmt die Faser Feuchtigkeit sehr gut auf und transportiert sie schnell ab, ein ideales Material also für Sportler und Outdoormaniacs. Gerüche ignoriert sie fast vollständig und wirkt bisweilen sogar geruchsregulierend. Auch nach vielen Wäschen bleibt Kleidung aus Lenpur in Form.
Da sich die Faser ausgezeichnet färben lässt, sind unzählige Farbschattierungen möglich.
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Kleidung, die einen Lenpur-Anteil aufweist, ist derzeit noch eher selten. Grundsätzlich wird die Faser in Jeans, Hemden, Oberbekleidung, Unterwäsche und Fitnessmode verarbeitet.
Rowan produzierte Strickgarne aus Lenpur in Huddersfield, Yorkshire, Nordengland. Der Name des Unternehmens, der zu Deutsch „Eberesche“ bedeutet, steht für luxuriöses Garn, das von bekannten Designern im halbjährlich erscheinenden „Rowan Magazine“ zu kreativen Modellen verarbeitet wird. In Deutschland kann man das Garn in verschiedenen Onlineshops kaufen.
Fazit
Je mehr du über Fasern weißt, umso schneller kannst du Entscheidungen treffen. Was ist dir wichtig? Suchst du möglichst allergiefreie Wolle oder kommt es dir auf neuste Trends an? Ziehst du Naturfasern vor oder spielt der Preis die wichtigste Rolle? Willst du vielleicht ein Strickstück mit einer Wolle entwickeln, die dafür noch nie verwendet wurde? Oder nehmen bei dir ethische und Umweltfragen den größten Raum ein?
Um in Wollgeschäften und Wollshops nicht unterzugehen, hilft eine klare Vorstellung davon, was man sucht. Selbstverständlich kann man sich auch einfach inspirieren lassen, stöbern, betrachten. Doch bevor es zum Warenkorb oder zur Ladenkasse geht, sollte das Garn, das du kaufen willst, deinen Anforderungen entsprechen. Meiner Erfahrung nach ist das der sicherste Weg, um nicht irgendwann mit riesigen Haufen blauer Tüten voller ungenutzter Wollknäuels zu enden.
Wo gehst du am liebsten Garn kaufen? Oder bestellst du lieber im Internet? Erzähl mir gerne in den Kommentaren davon, wie du dein Garn findest.